01. September 2020

Zahnmedizinische Kenntnisprüfung - ein Erfahrungsbericht!

Das Bin ich

Hi, ich heiße Lorena und komme aus Kolumbien. Vor fünf Jahren bin ich ohne ein Wort Deutsch zu können, nach Stuttgart gezogen, um meinen Traum in Deutschland als Zahnärztin arbeiten zu können, zu verwirklichen. Sich durch die deutsche Bürokratie zu kämpfen und die richtigen Informationen bezüglich Visa, Berufserlaubnis, Berufsanerkennung und Prüfung zu bekommen, war nicht immer einfach, aber es hat sich gelohnt ! Ich habe am 28. Mai 2020 meine zahnärztliche Kenntnisprüfung in Frankfurt abgelegt und halte inzwischen die deutsche Approbation in meinen Händen.

Die Prüfung

Die Prüfung war in drei Teile unterteilt; Praxis, Theorie und schriftliche Prüfüng. Prüfungsbeginn war um 8:30, es waren neben mir drei andere Prüflinge anwesend. Die Prüfungskommision bestand aus vier Zahnärzten, wovon einer Hochschulprofessor und die anderen niedergelassene Zahnärzte waren. Die Prüfung war um circa 20 Uhr beendet, das Ergebnis habe ich auf Nachfrage nach 10 Wochen vom hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen erhalten.

Praktische Prüfung

Dauer: 3:45 Stunden

Endo: Zahn 21 komplette Behandlung inkl. Wurzelfüllung. Es gibt kein Röntgengerät, der Frasacozahn ist durchsichtig und man wird gefragt, ob man eine Längenbestimmung machen möchte; immer machen!
Zahn 11 VK Krone mit Provisorium
Zahn 36 Vollgußkrone NUR Präparation
Zahn 21 Füllung Klasse III
Zahn 16 oder 26 MOD Füllung
UK Zahnsteinentfernung von 33 bis 43

Auch mit gezielter Vorbereitung am Phantomkopf wird die Zeit während der Prüfung knapp, da die einzelnen Schritte der Prüfungskommission gezeigt werden müssen und diese zwischendrin noch Fragen stellt, z.B. warum verwenden Sie dieses Material, welche Kürette verwenden Sie in welchen Quadranten und wieso?

Es dürfen eigene Instrumente mitgebracht werden, ich empfehle dies zu tun, da nicht immer alle Instrumente gestellt werden!

Theoretische Prüfung

Die Theoretische Prüfung war bei mir in die folgenden vier Fächer unterteilt: Chriurgie & Parodontologie und Prothetik & Zahnerhaltung. Pro Thema ist ein Prüfer anwesend, es wurden immer zwei Themen zusammen abgefragt.

Chirurgie und Parodontologie sind meine Lieblingsfächer und die Prüfung war ein offenes Gespräch. Es wurde u.a. gefragt:

Unterschied zwischen Konkrement und Zahnstein
Wie läuft die ganze Behandlung für eine Parodontitis mit Kassenpatienten

(Ich habe die Behandlung Schritt für Schritt detailliert erläutert, so dass keine weiteren Fragen gestellt wurden)

Sehr wichtig ist die UPT (Unterstützung der Parodontitis nach Behandlung)

Wie läuft eine WSR
Was verstehe ich unter Anamnese und was ist wichtig
Zysten
Extraktion von 8 UK und OK

Dann ....

Pulpotomie, indirekte und direkte Überkappung, Materialen, welche Materiealien kommen dabei zum Einsatz und wieso?
Wie läuft eine Endo am Zahn 16 (ich habe die Anatomie (Wurzelanzahl, Kanäle etc.) & Behandlung erklärt)
Spül-Protokoll
Fülltechniken
Adhäsivtechnik
Wie lange soll man ätzen und wie lange spülen

Und PROTHETIK (Viele Zahntechnische Fragen)

Alles Fragen waren zur Vollprothese

Wieso machen Sie Kieferrelation? Was passiert, wenn Sie das nicht machen?
Frankfurter Horizontale / Camper Ebene
Wie suchen Sie die zentrische Kieferrelation
Welchen Artikulator benutzen Sie?

Sie wollte eine detaillierte Beschreibung einer Totalprothese mit Therapieansätzen hören.

Schriftliche Prüfung

Dauer: 90 Minuten

Anhand von Situationsmodellen, OPG, Parodontalstatus und der Anamnese sollte eine Behandlungsplanung mit Begründung einer kostengünstigen und hochpreisigen Versorgung erfolgen. Dabei mussten die einzelnen Schritte für jede Sitzung aufgezeigt und begründet werden. Anhand von Farben wurden die unterschiedlichen Materialien gekennzeichnet.

Aufgrund der kurz bemessenen Zeit, hatte ich vor dieser Aufgabe großen Repekt, trotz vielfacher Übung im Voraus. Der Patient litt u.a. an Depression, Osteoporose, Bruxismo & CMD.

Mein persönliches Fazit

Wenn man sich vor Augen führt, um was es in dieser Prüfung geht und der nächste Prüfungstermin eventuell erst in 12 Monaten ist und die Prüfung knapp 2500€ kostet dann kann einem die Aufregung zu Kopfe steigen. So erging es mir trotz sorgfältiger Vorbereitung zu Beginn meiner praktischen Prüfung, als ich mit der Endo begang.

Um die Prüfung zu bestehen, ist in meinen Augen eine exakt geplante Vorbereitung unausweichlich! Vorallem das Arbeiten an entsprechenden Modellen mit und ohne Phantomkopf ist eine Herausfoderung und sollte unbedingt geübt werden, da sich verschiedene Materialien anders als im Mund eines Patienten verhalten. Gleichzeitig kämpft man in der Prüfung gegen die Zeit und jeder Handgriff sollte sitzen. Auch die schriftliche Prüfung sollte nicht unterschätz werden, da hier verschiedene Aspekte gleichzeitig bewertet werden und man sich mit beiden Versorgungen (privat & gesetzlich)gut auskennen muss. Auch hier spielt die Zeit wieder den limitierenden Faktor!

Ich habe die Prüfung direkt im ersten Versuch bestanden. Die drei Monate vor der Prüfung habe ich nichts anderes gemacht, als mich 10 Stunden am Tag auf die Prüfung vorzubereiten.Dabei stand mir mein Mentor Dr. Martin Kern für Feedback, Anregungen und Fragen jederzeit zur Seite.

Ich empfehle jedem, sich auf die zahnmedizinische Kenntnisprüfung penibel mit Hilfe eines Kurses vorzubereiten! Dies gilt insbesondere mit der neuen Approbationsordnung, die am 1.10.2020 für ausländische Zahnärzte in Kraft tritt, da die Anforderungen gestiegen sind.

Mein Prüfungswissen, gepaart mit den Know-How meines Mentors, geben wir in den Kursen der Dental Learning Academy weiter. Unser aktuelles Kursangebot findest du hier:

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